Autor: adm

Nachruf für Kaiser Karl

von Heribert Illig

Aachens Pfalz, Eisenarmierung, Chronik der Mittelalterdebatte

Das grandiose Reich Karls des Großen umfasste halb Europa und kulminierte in seiner Lieblingspfalz Aachen. Von diesem vermeintlichen Glanz kündet – von zu wenigen archäolo­gi­schen Resten abgesehen – allein der Kernbau des Doms. Er wird mit massiven Eisenringankern zusammengehalten. Sind sie damals ‚aus dem Stand heraus‘ erfunden worden? Nein, auch dafür gibt es eine Entwicklungslinie. Doch sie beginnt erst 1163!

Das ist der Schlussstein für die These, dass der Aachener Bau nicht von ca. 800, sondern von ca. 1200 stammt. Damit erweist sich das Karlsreich insgesamt als erfunden. Diese These wird von Heribert Illig seit 30 Jahren vertreten und mit immer neuen und besseren Argumenten unterfüttert.

Die darum entstandene Debatte mit mehr als 180 Kontra­henten verdient einen Rückblick, demonstriert sie doch genau jene Schwächen, wegen denen die Mittelalter­forscher nicht selbst zu dieser Lösung fanden.

Dr. Heribert Illig, * 1947, hat als Systemanalytiker die Chronologiekritik konsequent betrieben, ob in der Antike oder im Mittelalter. Zuletzt hat er sich auch mit den Antipoden Charles Darwin und Jean-Henri Fabre beschäftigt.

20,90 €
1. Auflage Dezember 2023 / Januar 2024
259 Seiten, 53 Abbildungen Pb.
ISBN 9-783928-852616

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Evolution nach Frabre und Darwin

von Heribert Illig

Instinkte, Insekten, Symbiosen

Zwei Antipoden: Jean-Henri Fabre und Charles Darwin. Sie wussten voneinander, korrespondierten miteinander; der Jüngere überlebte den ʽStammvater der Evolutionʼ um 33 Jahre. Fabre beschrieb in seinen vielbändigen „Erinnerungen eines Insektenforschers“ das heute stark gefährdete Reich der Kerbtiere und stieß dabei auf viele Rätsel, die auch Darwin mit seinem Werk, insbesondere mit der Abhandlung „Über den Ursprung der Arten“ nicht hatte lösen können. Im Zentrum stehen die Fragen: Geht aus In­-stinkten der Intellekt hervor oder bleibt beides getrennt? Besitzen Insekten einen Hauch von Geist oder sind sie Automaten? Dazu gab es ältere Antworten, wie es seitdem viele neue Forschungsansätze gibt, die hier ebenfalls umrissen werden. Das geht bis hin zu möglicherweise gerichteten Mutationen und zu dreidimensional festgelegten Erbanlagen (Mutation ohne Genänderungen).

Dr. Heribert Illig, als Chronologiekritiker bekannt gewordener Systemanalytiker und promovierter Germanist, hat sich nicht nur mit dem frühen Mittelalter auseinandergesetzt, sondern auch mit zen­tralen Fragen der Biologie. Sein aktuelles Buch führt „Darwins dunkle Seite · Person, Primat, Plagiat“ weiter.

1. Auflage 2023
234 Seiten, 77 Abbildungen, Pb.
ISBN 9-783928-852593
19,80 €

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Der wohltemperierte Rebell – Prof. Dr. Dr. Gunnar Heinsohn

21. 11. 1943, Gdynia/Gdingen – 16. 02. 2023, Gdansk/Danzig

Wer fühlt sich berufen, all jene Forschungsgebiete zu würdigen, die Gunnar Heinsohn in jahrzehntelanger Arbeit bearbeitet und zu neuen Fragestellungen wie Antworten geführt hat? Der ihm gewidmete Wikipedia-Artikel gibt eine Vorstellung davon, wofür er zahllose Beiträge geliefert hat, ob zu wirtschaftlichen oder demographischen oder kinderpädagogischen oder verteidigungstheoretischen oder zu ganz anderen Problemkreisen. Er hatte den Mut, seine Gedanken zu äußern und der Kritik auszusetzen.

Ich darf hier an seine dominante Stellung in der deutschen Chronologiekritik erinnern, da ich sie miterleben konnte. Es begann 1981 mit einer Präsentation in Hannovers Club Voltaire. Versammelt waren neben interessierten Laien auch ein Dutzend Wissenschaftler. Der Veranstalter Christoph Marx war bereits in seiner Einleitung überfordert, ein Wortführer des Mainstreams wollte die Regie übernehmen, da stand ein mir damals unbekannter Professor auf und wusste auf viele Fragen kluge Antworten. Damals lernte ich Gunnar kennen, damals wurde bereits über die Gründung eines Vereins nachgedacht, der dann 1982 in Münster gegründet wurde: Die „Gesellschaft zur Rekonstruktion der Menschheits- und Naturgeschichte e.V. (GRMNG)“. Selbstverständlich wurde Gunnar zum Vorsitzenden gewählt. Im Grunde dachte er an Freuds Mittwochsgesellschaft, doch diesem Anspruch konnten wir schon aus Distanzgründen nicht entsprechen. So wurde der Verein 1988 wieder aufgelöst.

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Rom in erfundener Zeit oder Hommage an Frederic Lewis Dunbar von Kalckreuth

von Heribert Illig

Im ZVAB stieß ich zufällig auf ein Buch, dessen Untertitel von 600 Bauwerken in Rom spricht. Neugierig geworden, zeigte sich, dass sich mitten im Zweiten Weltkrieg ein Autor die Mammutausgabe gestellt hatte, von vielen Hundert Bauwerken ab der Gründung Roms – es wird auch mindestens ein noch älteres Bauwerk genannt – alle Informationen zusammenzutragen, die Schriftsteller, Chronisten und Archäologen zum jeweiligen Bau beigesteuert haben. So entstand ein riesiger Datenbestand, der auch das erfundene Mittelalter, weiterhin von 614 bis 911 angesetzt, umfasst.

Dunkel bleibt vieles: Wie kam ein Schriftsteller auf die Idee, mitten im Krieg diese umfangreichen Materialien zusammenzusuchen, und wieso wurde sein Buch unter englischem Namen ausgerechnet 1943 publiziert, in dem Jahr, in dem die Deutschen das nördliche Italien besetzen, am 10. September die Hauptstadt Rom! Der Mann hatte 18 Jahre früher bereits ein ganz anders geartetes Rombuch verfasst. Wer ist der Unbekannte?

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Ein Zeitanker für die frühen arabischen Wissenschaften: Almagest-Übersetzungen

von Heribert Illig

So könnte man es sich vorstellen: Ein europäischer Christ übersetzt einen arabischen Text, der noch keine 30 Jahre alt ist, also nicht länger als eine Generation zurückliegt. Etwa so:

„Das erste greifbare Datum im Leben Michael Scotus’ ist der 18. August 1217. Zu diesem Zeitpunkt vollendete er die Übersetzung eines arabischen astronomischen Werkes, und zwar des Kitāb fi’l-haiʾa des Alpetragius, der im 12. Jahrhundert in al-Andalus lebte“ [wiki: Michael Scotus] und der 1204 gestorben ist.

Tatsächlich verhält es sich meist ganz anders. Die Übersetzungen erfolgten oft erst nach Jahrhunderten. Hier einige Distanzangaben:

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Dioskurides und der frühe Islam

von Heribert Illig

„Das Geschenk war ganz nach dem Geschmack des Kalifen: eine kunstvoll illustrierte Handschrift mit dem Titel »De Materia Medica«. Das Buch »Über die Heilmittel« war die umfassendste Darstellung von Arzneimitteln, ihren Wirkungen und Anwendungen, die Mitte des 10. Jahrhunderts existierte. Verfasst hatte sie gut 800 Jahre zuvor Pedanius Dioskurides, ein griechischer Arzt im Dienst des römischen Heeres und der berühmteste Pharmakologe des Altertums.

Der byzantinische Kaiser Konstantin VIII. hatte das Werk in den äußersten Westen der arabischen Welt geschickt: nach Córdoba, ins Zentrum des Kalifats von al-Andalus, das sich zu dieser Zeit über den größten Teil der Iberischen Halbinsel erstreckte. Das Buch ging zu Händen von Kalif al-Hakam II. (915 bis 976), Herrscher über al-Andalus und Förderer von Kunst und Kultur. 400 000 Schriften soll seine Bibliothek umfasst haben. Damit stand Córdoba, im 10. Jahrhundert die größte Stadt Europas, den Bibliotheken in den islamischen Bildungshochburgen Bagdad oder Kairo in nichts nach.

Dass das wertvolle Geschenk auf Griechisch verfasst war, schreckte den Kalifen nicht. Er stellte eine Gelehrtenkommission zusammen, die den Text ins Arabische übersetzen sollte. Mit dabei: sein jüdischer Wesir Chasdai ibn Schaprut, studierter Mediziner, Diplomat und hoher Würdenträger der Staatsverwaltung“ [Lenzen].

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Slawen und Germanen im Frühmittelalter

Eine Notiz von Heribert Illig

Ein Knochen mit eingeritzten Runen ist in Tschechien zusammen mit frühslawischer Keramik gefunden worden. Es handelt sich um die letzten sechs Zeichen des germanischen Futharks, dem Runenbestand von 24 Zeichen.

Ungelenke Zeichen. Sechs Runen des altgermanischen Alphabets wurden auf einem Viehknochen eingeritzt.
Ungelenke Zeichen. Sechs Runen des altgermanischen Alphabets wurden auf einem Viehknochen eingeritzt.

„Die ‚New York Times‘ weist darauf hin, dass sich tschechische Nationalisten von der archäologischen Studie provoziert fühlten, weil sie die Erzählung der von zwei klar unterscheidbaren ethno-linguistischen Gruppen in dieser Region infrage stellt. Schließlich ist an der Entdeckung auch bedeutend, dass sie der Pionierrolle, die die byzantinischen Gelehrten Kyrill und Method für die Alphabetisierung der Slawen hatten, eine neue Facette hinzufügt. Die beiden Mönche aus Thessaloniki hatten ein eigenes Alphabet, das Glagolitische, erfunden, um Bibeltexte ins Slawische zu übersetzen und die ‚Ungläubigen‘ im Großmährischen Reich zu christianisieren. Nun deutet manches darauf hin, dass es den ersten Schriftkontakt dort schon etwa 300 Jahre früher, durch die Germanen, gegeben haben könnte“ [Murasov].

Diese 300-Jahres-Differenz zwischen Germanen und Slawen hat Manfred Zeller bereits 1996 beobachtet. Leider ist niemand seinem interessanten Hinweis gefolgt.

Literatur

Murasov, Eva (2021): Archäologen entdecken uralte Runen-Inschrift; Der Tagesspiegel, 24. 05. oder früher

Zeller, Manfred (1996): Die Nordwestslawen im Frühmittelalter; Zeitensprünge, 8 (4) 499-524

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