Kohl der fränkische Urbayer. Ein Nachtrag

von Heribert Illig

Wir stellten zuletzt fest, dass Bundeskanzler Helmut Kohl als Bayer bezeichnet werden darf, weil er in der damals noch bayerischen Rheinpfalz geboren worden ist. Nun entscheidet nicht nur der Geburtsort über die Zugehörigkeit, sondern primär die Eltern. Auch hier ergibt sich ein klares Ergebnis, das auch Wutbürger zufrieden stellen könnte, die in mir einen Berufsbayern und Preußenhasser sehen.

Helmut Kohls Vater Hans ist im unterfränkischen Greußenheim geboren worden, wo seine bäuerliche Familie herstammte. Greußenheim liegt westlich von Würzburg im gleichnamigen Landkreis. Die Familie des bodenständigen Bauernsohnes verlor bereits in seiner Jugend den Hof durch Brand. Deshalb suchte Hans sein Glück in der Königlich-Bayerischen Armee. Er wurde an den Regimentsstandort Landau in der Pfalz versetzt. Nach dem Ersten Weltkrieg konnte er in der Finanzverwaltung arbeiten, ebenfalls in der Pfalz. Dort heiratete er 1920 die Tochter eines Schulrektors, Cäcilie Schnur, die im damals bayerischen Ludwigshafen geboren worden ist.

Insofern stammt Helmut Kohl von einer unterfränkischen und einer rheinpfälzischen Linie ab. Bekanntlich ließ erst Napoleon I. Bayern seine heutige Gestalt geben: mit Franken, doch noch ohne Coburg,aber mit Schwaben und der Bayer. Pfalz (obendrein Vorarlberg, Tirol, Südtirol und das Trentin). Das Dorf Greußenheim kam 1803 nicht sofort zu Bayern, sondern erst an die Grafen Löwenstein-Wertheim, dann zum Großherzogtum Baden, dann zu Österreich, um schließlich 1819 dem Königreich Bayern einverleibt zu werden.

Helmut Kohl, 1930-2017
Hans Kohl, 1887-1975
Cäcilie Kohl, geb. Schnur, 1890-1979