Monat: September 2019

China verlängert seine Geschichte

Eine Spotttirade von Heribert Illig

„Die Vergangenheit ist der Schatten, den die Gegenwart wirft“ [Friedell 1936].

Selbst in historischen Maßstäben hat diese Reaktion zu lange gedauert. Vor über 20 Jahren hat der Russe Anatoli Fomenko, eigentlich Topologe und damit Mathematikprofessor, behauptet, die chinesische Geschichte samt ihren altehrwürdigen Kunstwerken und der Schrift seien eine Erfindung jesuitischer Missionare und damit kaum älter als 400 Jahre [Fomenko].

Er hat damit gezeigt, dass die Historie nur Knetmasse in den Händen der Politiker ist. Erster Schritt: Geschichtsschreibung mehrt den Ruhm des eigenen Landes, indem sie die Vergangenheit politischer Kontrahenten löscht! Mittlerweile ist ihm zufolge Jesus auf der Krim geboren, wohl als Russe, und zwar im 11. Jahrhundert nach Christus. Das ist der zweite Schritt: Die eigene Geschichte zu verlängern und um wesentliche Ereignisse anzureichern!

Das machen ihm nun die Chinesen nach. Bislang wusste jeder Heranwachsende, dass China vier große Erfindungen gemacht hat: Papier, Kompass, Schießpulver und Buchdruck, außerdem die Schubkarre. Mittlerweile hat die chinesische Regierung ein Team von 100 Wissenschaftlern vereint, um endlich die vollständige Liste aller relevanten Erfindungen Chinas zusammenstellen. 88 ist die neue Zahl. Achtundachtzig Erfindungen wie Fußball, Golf, Pizza und Pasta.

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Weitere Wirrungen um die ‚Fossa Carolina‘

von Heribert Illig

Im August gab es einmal mehr Aufregung um den Karlsgraben. Dabei hätten die Spezialisten gedacht, mit der 14C-Bestimmungen der im Kanal verbauten Hölzer seien alle Zweifel beseitigt. Doch es war Wolf Pecher, der einmal mehr für die Römer als Baumeister plädiert. Er hält die Führung der Kanal­-Trasse für „stümperhaft“, weil die erhaltenen Wälle klug geführt seien, dann aber die Trasse mit einer „abrupten 90-Grad-Wende“ in den Sumpf geführt worden sei. Um dieses Dilemma zu beheben, imaginiert er nach den römischen Baumeistern noch fränkische Kanalbauer, für ihn „Karls Schlamm­wutzler“.

Er liest er aus den Reichsannalen heraus, dass sie „Bezug auf ein bereits vorhandenes Bauwerk nehmen“ [Pecher]. Doch das lässt sich trotz Zitierens der entsprechenden Annalen-Passage nicht nachvollziehen.

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