Kategorie: Mittelalter

Ein Dokument zum Übergang von Spätantike zum Mittelalter – und zum Schmunzeln

Ein ebenso lachhafter wie gewichtiger Fund von Heribert Illig

Es geht um die Beschreibung einer frühchristlichen Basilika in Triest, ausgegraben in der Via Madonna del Mare. Es gibt praktisch nur noch Reste der Mosaikböden aus der Zeit um 400 und um 520. Triest ist anders als das nur rund 35 km entfernte Aquileia nicht für frühe Kirchenkunst bekannt. Aber die Ausgrabung hat dazu neue Aufschlüsse erbracht. Dazu zunächst dieser unfreiwillig komische Text.

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In zweiter, erweiterter Auflage: Gregors Kalenderkorrektur 1582. Cäsar, Nikäa und zwei päpstliche Notlügen

von Heribert Illig

Unser Kalender scheint unverrückbar festgelegt zu sein. Trotzdem: Schon einfache Rückrechnung zeigt, dass sich zwischen Cäsar und Papst Gregor XIII. ein Fehler eingeschlichen hat. Dieser Fehler lässt sich nachweisen: rechnerisch, überlieferungsmäßig und sogar archäologisch – hier in diesen Buch.

Die Konsequenz daraus: Unsere Zeitachse, also unser chronologisches Gerüst, ist falsch konstruiert. Zwischen 45 v. Chr. und 1582 n. Chr. enthält sie zu viel Zeit. Warum, wieso und seit wann? Auch darüber informiert dieses Buch.

Dr. Heribert Illig beschäftigt sich seit vierzig Jahren mit Fragen der Chronologiekritik. Überzählige Zeit im frühen Mittelalter ist nicht das einzige Thema, aber von allen das am meisten umkämpfte.

18,90 €
265 Seiten, 14 Abb., Paperback
2. stark erweiterte Auflage, Juli 2020
ISBN 978-3928-85256-2

Und ab und zu ein weißer Elefant – Von Rilke über Heine zum großen Karl

von Heribert Illig

Es gibt einen albernen Witz, bei dem es um die Empfindungen eines Menschen geht, den ein Feuerwehrauto verfolgt, gejagt von einem Hirsch, einem Löwen und einem weißen Elefanten. Er bekommt dann den guten Rat, vom Kinderkarussell abzusteigen und deutlich weniger zu trinken. Ein kleiner Gag, den Rainer Maria Rilke viel früher in deutlich schönere Verse gegossen hat, etwa:

„Sogar ein Hirsch ist da, ganz wie im Wald,
nur dass er einen Sattel trägt und drüber
ein kleines blaues Mädchen aufgeschnallt.

Und auf dem Löwen reitet weiß ein Junge
und hält sich mit der kleinen heißen Hand
dieweil der Löwe Zähne zeigt und Zunge.

Und dann und wann ein weißer Elefant.“

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Wikipedia – das nicht objektive Lexikon

von Heribert Illig

Hier wird noch einmal, gewissermaßen im historischen Rückblick, der Umgang bei Wikipedia mit abweichenden Meinungen dokumentiert und kommentiert. Wenn man sich erinnert, wie die Wissenschaftler und die Wikipedia, in diesem Fall zum Teil in Personalunion, ihren Kontrahenten verleumdet haben, dann bestätigt sich: Wer keine guten Argumente hat, muss untergriffig werden!

Lange Zeit war die Wikipedia-Seite „Heribert Illig“ eine hart umkämpfte, für mich beleidigende Internet-Seite. Deshalb habe ich sie als direkt Betroffener viele Jahre lang nicht aufgerufen. Erst besondere Vorkommnisse und dann der „Spiegel[2010] hoben mir ins Bewusstsein, dass um diese Seite ein regelrechter Krieg getobt hat [vgl. Illig 2010a]. Dabei ging es um Administratoren, Hausordnung, Gruppenbildung, erhebliche persönliche Animositäten, nicht zuletzt auch um Sachfragen. Als markantes Beispiel wurde Henriette Fiebig vorgestellt, zugleich angestellte „community Assistant“ des spendensammelnden Vereins „Wikimedia Deutschland“ und ehrenamtliche Administratorin der Wikipedia. Ausgerechnet sie fühlte sich berufen, Professoren gegen meine These zu verteidigen. Und wie! Sie wollte nichts als die Wahrheit.

„»Irgendwann hast du geschnallt: Wir suchen da letztlich die Wahrheit. Die gibt’s aber nicht.« Eigentlich habe sie dieses Rechthabenwollen abgelegt, nachdem sie sich zweieinhalb Jahre mit den »Pappköppen im ‚erfundenen Mittelalter‘ herumgeschlagen« habe, den Anhängern einer Verschwörungstheorie, die besagt, dass die Jahre 614 bis 911 nie existiert hätten. Sie hat sich damals durchgesetzt [Rohr, 154].“

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Weitere Wirrungen um die ‚Fossa Carolina‘

von Heribert Illig

Im August gab es einmal mehr Aufregung um den Karlsgraben. Dabei hätten die Spezialisten gedacht, mit der 14C-Bestimmungen der im Kanal verbauten Hölzer seien alle Zweifel beseitigt. Doch es war Wolf Pecher, der einmal mehr für die Römer als Baumeister plädiert. Er hält die Führung der Kanal­-Trasse für „stümperhaft“, weil die erhaltenen Wälle klug geführt seien, dann aber die Trasse mit einer „abrupten 90-Grad-Wende“ in den Sumpf geführt worden sei. Um dieses Dilemma zu beheben, imaginiert er nach den römischen Baumeistern noch fränkische Kanalbauer, für ihn „Karls Schlamm­wutzler“.

Er liest er aus den Reichsannalen heraus, dass sie „Bezug auf ein bereits vorhandenes Bauwerk nehmen“ [Pecher]. Doch das lässt sich trotz Zitierens der entsprechenden Annalen-Passage nicht nachvollziehen.

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Notre-Dame und Charlemagne

von Heribert Illig

Die Schäden des fürchterlichen Brandes der Kathedrale Notre-Dame von Paris werden in Jahren noch nicht behoben sein. Aber etwas Gutes hatten sie denn doch. Der deutsch-französische Sender „Arte“ sendete am nächsten Abend nicht nur Berlioz‘ Requiem, aufgeführt in Notre-Dame, sondern auch eine fundierte Sendung über die gotischen Kathedralen [Le Goff/Glassman]. Der Film stammt aus dem Jahr 2010 und bringt so wesentliche Fakten, dass sie hier wiederholt werden:

Gotische Kathedralen enthalten – wie im Film Prof. Paul Benoît ausführte ‒ viel mehr Eisen als gedacht, bis zu 35 Tonnen. Dieses Eisen war in der notwendigen Qualität (ähnlich heutigem Baustahl) nicht mehr von Hand zu schmieden, weil das nur bis zu einem Stangendurchmesser von 30 mm geht. Doch ab Mitte des 12. Jh. gab es wasserbetriebene Hammerwerke; eines ist im Kloster Fontenay nachgewiesen und nachgebaut. Damit ließen sich auch stärkere, qualitativ gute Eisenstangen schmieden. Außerdem ließ sich im Film zeigen, dass der Chor von Notre-Dame von Anfang an mit Strebewerk gestützt worden ist. Demnach ist die Überlieferung richtig, dass an dieser Kirche bereits 1160 oder in den direkt nachfolgenden Jahren die ersten Strebebögen der Gotik errichtet worden sind. An der Kathedrale von Noyon, die 1157 begonnen worden ist, fehlten sie noch.

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Kölner Großplastik vor 1100? Zu den Anfängen romanischer Skulptur in Deutschland

von Heribert Illig

Es war oft genug davon die Rede, dass es Großplastik unter den Ottonen gegeben habe und unter den Karolingern gegeben haben müsse. Wer dagegen die Kunstwerke der mitteleuropäischen Romanik mustert, kann nur erstaunt feststellen, dass ihm nichts dergleichen vor 1100 oder zumindest vor 1080 begegnet. Woher also stammt diese offensichtlich falsche Vorstellung?

Dazu muss man bis zu einem Bruder Kaiser Ottos d. Gr. zurückgehen, bis hin zu Bruno, der von 953 bis 965 als Erzbischof von Köln sein Amt versieht. Er gründet – so die Schriftquellen – außerhalb der römischen Stadtmauern das Kloster St. Pantaleon, in dem er bestattet werden will und das er deshalb in seinem Testament bedenkt. Dank dieser Zuwendung ebenso wie dank der Unterstützung durch Kaiserin Theophanu entsteht hier neben Gernrode und St. Michael in Hildesheim einer der großen Kirchenbauten der Ottonen. Es gibt präzise Baudaten. St. Pantaleon wurde 964 „nach einem Einsturz des alten Oratoriums 966 im ganzen neu gebaut″ [Binding 1991, 283].

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